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Die Satire Post-Mortem-Sommer-Universität ist eine anarchistische 'Kritik' an den Allmachtshoffnung einer reduzierten linken Politik, die glaubt, mit bestimmten Rezepten die Welt revolutionieren zu können.
Spezifische Formen von Erinnerungsarbeit, Quotierungen, Auseinandersetzung mit der Geschichte und Auseinandersetzungen mit psychosozialen individuellen Formierungen (Körper, Geschlecht, Sexualität, Disziplin, ..) sind als Teile eines Gesamtkontextes des Kampfes gegen Herrschaftsverhältnisse sinnvoll und ein wichtiger Teil linker Politik. Die Reduktion linker Politik auf diese Punkte führt aber leicht ins Absurde bzw. in die Affirmation von Herrschaftsverhältnissen.


- Eine Quotierung, ohne grundsätzlichen Kampf gegen Hierachien und Herrschaft ändert zwar für spezifische Gruppen etwas, schafft aber kein Stück mehr Gerechtigkeit. Es findet nur eine gewisse Umschichtung statt. Statt Geschlecht und Rasse wird für die Karriere z.B. die Schichtzugehörigkeit bzw. die Bereitschaft zur kritiklosen Anpassung wichtiger. Die Quotierung, wird sie nicht als erster Schritt im Kampf gegen Herachien verstanden, führt nur zu einer Einbindung neuer Gruppen in die Herrschaftsstrukturen und ihre Ruhigstelllung durch Integration einiger ihrer Mitglieder in die Nomenklatura.
Die durch eine solche Quotierung zur Macht gelangten haben damit einer ähnliche Funktion bzgl. der durch sie repräsentierten Gruppen (Frauen, Schwarze, ..), wie die Sozialdemokratie bzgl. der ArbeiterInnenschaft Anfang des 20ten Jahrhunderts ("Wer hat uns verraten, Sozialdemokraten").

- Die Berücksichtigung diskriminierter kultureller und psychosozialer Minderheiten (Schwule, ..) ist auch nur in soweit emanzipatorisch, als sie die Entscheidungsfähigkeiten der Menschen über ihr eigenes Leben tatsächlich stärkt. Die Realität sieht aber leider in vielem anders aus. Eine gewisse Entkriminalisierung, ein gewisses Maß an Aufhebung von Diskrimination, dient an vielen Punkten primär der Effizienzsteigerung der Verwertbarkeit von Menschen im Prozess der Kapitalakkumulation.
Kleine Stücke individueller Handlungsfreiheit, mühsam erkämpft, werden umgewidmet und zur Modernisierung der Subjekte im Sinne der Optimierung ihrer Verwertbarkeit benutzt. Queere Subjektidentitäten, das sexuell uneindeutige Subjekt, daß sich in der Perfomance selbst immer wieder neu produziert, wird z.B. zum Modellsubjekt des Verwertungsprozesses. Auf einmal erfindet sich jede/r jeden Tag neu, bzw. muß sich permanent neuen Anforderungen mit viel Aufwand anpassen, um weiter einen Job zu haben. Aus der Freiheit wird so eine Pflicht.

- Für eine linksradikale Politik, die nicht immer alle Fehler wiederholen will, ist es unverzichtbar, die geschichtlichen Entwicklungen kritisch zu analysieren und auch die eigene psychosoziale Entwicklung kritisch aufzuarbeiten, die eigene (Mit)TäterInnenschaft und eigene Erfahrungen als Opfer aufzuarbeiten. Geschieht dies allerdings nicht in einer politisch widerständigen Gesamtpraxis gegen Herrschaft, wird aus der Erinnerung leicht ein Fetisch, der nun vorweg getragen wird, um damit neue Gewalt und Unterdrückung zu rechtfertigen. Ein Beispiel dafür ist die Legitimation militaristischer Politik mit dem Holocaust durch Joschka Fischer.

- Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Herrschaftsverhältnissen und Diskriminierung kann aufklärerisch und Teil einer widerständigen Praxis sein. Ohne Einbindung in den Widerstand, oder mit einer reinen Außenperspektive, z.B. als "HelferInnen"Rassismus/"Helfer"Sexismus, ohne die Thematisierung der eigenen Ausgesetztheit gegenüber Herrschaftsverhältnissen, wird aber eine solche wissenschaftliche Auseinandersetzung zum akademischen Ritual. Die akademische "kritische" Auseinandersetzung mit Herrschaftsverhältnissen wird zum Mittel um innerhalb eines Subsystems der Herrschaftsverhältnisse in der Hierarchie aufzusteigen.


Jede kurz- und mittelfristige Politik, auch der Widerstand gegen Herrschaftsverhältnisse, kommt nicht umhin innerhalb dieser Herrschaftsverhältnisse, die zentrale Bereiche der gesellschaftlichen Realität bestimmen, zu agieren. Insofern muß jeder politische Aktionsansatz immer Widersprüche zum Gewollten produzieren, da jede Aktion innerhalb der bestehenden Realitäten anfängt.
Es geht nicht darum, aus linksradikaler Sicht Widerspruchsfreiheit im Handeln zu fordern, sondern es geht darum, sich die immer wieder neu sich herausbildenden Widersprüche bewußt zu machen und mit ihnen umzugehen. Dazu ist der Blick auf die eigenen produzierten Widersprüche notwendig, ohne deshalb das Handeln, daß zu ihnen geführt hat, in Bausch und Bogen zu verdammen. Und dazu ist die Verbindung der Kämpfe gegen unterschiedliche Herrschaftsverhältnisse notwendig um die widersprüchlichen Abhängigkeiten von Herrschaft zu begreifen.

Außerdem ist das Lachen über sich selbst ein gutes Mittel zur Unterminierung totalitärer "linker" Phantasien und gegen die Überschätzung der eigenen Bedeutung.


Ein Anarchist







































Die Post-Mortem-Sommer-Universität Hannover ist eine gemeinschaftliche Institution der Universität des 4ten Lebensalters, der Nosferatu-Stiftung und der Gesellschaft zum Abbau der Vorurteile gegen Vampirismus in Norddeutschland.




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Aktualisiert 30.05.10




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