|
Cyborg
Der/die Cyborg steht in vielen Diskursen für die Utopien und Hoffnungen, aber auch für die Ängste, die auf die Biotechnologie und Genetik projiziert werden. Der Figur des/der Cyborg entspricht dabei in älteren Diskurs die Schimäre. Die Mensch-Tier-Mischwesen bzw. die Mensch-Maschine-Mischwesen (beseelte/besessene Maschinen) nehmen schon lange einen festen Platz in Erzählungen ein, von E.T.A. Hoffmann über Mary Shelley bis zu Homer. Sie sind, wie der/die Cyborg heute, Figuren an denen sich Diskurse über grundsätzliche Fragen des menschlichen Seins festmachen. Der wesentliche Zweck solcher Erzählungen ist dabei nicht irgendeine realistische Berichterstattung über reale Naturgeschehnisse, sondern die Abklärung und der Streit über das, was den Menschen, das humanistische Subjekt, ausmacht. Was unterscheidet Menschen von Tieren, von Maschinen, welche unbewußten Ängste und Verstrickungen zeigen sich hier, usw..
Deshalb hat sich die griechische Mythologie auch für Freud als inspierierende Quelle der psychoanalytischen Theoriebildung angeboten. In den Diskursen über Halbwesen, den Cyborgs wird nicht selten das Unbewußte angesprochen.
Dies sind auch die Fragen, die heute primär im Diskutieren über moderne Schimären, also Cyborgs, entscheident sind. Die/der Cyborg ist auch in scheinbar naturwissenschaftlich-technologischen Texten in diesem Sinn als Metapher für Fragen der Grenzziehung zu begreifen. Die/der Cyborg steht für naturwissenschaftlich-technologiche Phantasien, die mit einer technischen Umsetzungs-Realität nichts zu tun haben. Die Metapher des/der Cyborg ist in der Moderne viel mehr genau an die Stelle der Schimäre gerückt, die/der Cyborg dient der Abklärung, wer/was der Mensch ist. Und die Diskurse über Cyborgs in der Öffentlichkeit zeigen und spiegeln den Streit über diese Fragen.
In der öffentlichen Diskussion findet aber häufig eine Verwechslung der Ebenen von Metapher (den Mythen der modernen Naturwissenschaft) und der Realität statt. Technophile und technophobe Phantasieproduktionen werden in der Figur des/der Cyborg/s im öffentlichen Reden nur allzu oft mit der Realität verwechselt.
Naturwissenschaftskritik aus gesellschaftkritischer Perspektive erfordert aber diese Verwechslung von Realität und Phantasie kritisch zu analysieren. Interessant ist dabei auch zu schauen, welche Phantasien in der Figur des/der Cyborg ihre diskursive Realisierung finden, und wessen politische Interessen durch diese Figur befördert werden.
Durch den hier dargestellten 'mechanischen Polizisten' wird, betrachte ich diese Phantasie der 20er Jahre in diesem Sinn politisch kritisch, ein wichtiger Aspekt dieser Utopie deutlich, die entmenschlichende Funktion der 'Sicherheits'apparate selbst. Nur deshalb, weil der ideale Polizist schon halb als Maschine gedrillt wird, kann der mechanische Polizist als Utopie erscheinen. Die Entmenschlichung des Umgangs mit Menschen durch staatliche Sicherheitsapparate ist die Vorraussetzung für die Automatisierung. Die Entmenschlichung realer Tätigkeiten wird in modernen kritischen Cyborgfilmen gerade an Hand der Widersprüche der Figur des Cyborg diskutiert.
Mit der Realisierung und dem Einsatz automatisierter Drohnen durch die Polizei, wird diese Entmenschlichung eines menschenverachtenden Apparates zur Zeit nur konsequent auf den heutigen Stand der Technik gebracht. Sie ist kein Problem der Technik, sondern ein Problem der Herrschaft.
Dju
Diese Seite wurde ursprünglich als satirische Hinweisseite auf die Netzpräsens der Gruppe 'HalluziNoGene' konzipiert. Inzwischen dient sie als Hinweisseite auf die Netzpräsens des Arbeitskreises 'Alternative Naturwissenschaften Naturwissenschaftliche Alternativen'.
Zu diesem Thema und zu vielem mehr findet Ihr viele interessante Texte auf der Netzseite:
http://www.ak-anna.org
|
|