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- Doku - 95 Thesen - Alternativen zu Martin Luther -

95 Thesen - Alternativen zu Martin Luther als odt - A4, 95 Thesen - Alternativen zu Martin Luther als pdf - A4
& 95 Thesen - Alternativen zu Martin Luther als pdf - Din Lang


Wir haben zum Lutherjahr 2017 95 Thesen zum Zusammenleben formuliert, angeregt vom Thesenanschlag Luthers :). Ihr findet hier zuerst diese Thesen, aber weiter unten auch Links zu Thesen anderer Initiativen und einen Link zu den lutherschen 95 Thesen - Links zu den 95 Thesen Luthers und weiteren Thesen -.

Diese Thesen sind eine Aufforderung zur Diskussion und zum Widerspruch. Wir wissen, dass wir fast nichts wissen. Als AnarchistInnen, teils religiös, teils atheistisch gesinnt, hindert uns das aber nicht, uns einzumischen. Nur in der Auseinandersetzung ist Weiterentwicklung möglich. Dies gilt für Gläubige, AgnostikerInnen und für AtheistInnen.

Thesen

1) Wichtig ist nicht der Glaube an Gott oder eine Göttin, sondern das Menschenbild und das Handeln.

2) Es gibt nicht die eine richtige Weltanschauung oder Religion, jede und jeder muss für sich selbst entscheiden, was für sie bzw. ihn richtig ist.

3) Der Versuch andere von der eigenen Weltanschauung zu überzeugen ist legitim, solange ein Nein akzeptiert wird.

4) Gott als kleinbürgerlichen Spießer zu denken ist eine Beleidigung des Glaubens.

5) Gott ist kein Spanner und schaut nicht durch Schlüssellöcher, TugendwächterInnen sind Gott los.

6) Deine Sexualphantasien sind nicht von göttlicher Relevanz.

7) Auch Deine Sexualpraxen inklusive Selbstbefriedigung interessieren Gott nicht.

8) Du bist nicht der Nabel Gottes.

9) Am Mensch sein an sich ist nichts beschämendes.

10) Auch am nackten Körper ist nichts beschämendes.

11) Und auch am verhüllten Körper ist nichts beschämendes.

12) Unsere leiblichen Bedürfnisse sind wesentlicher Teil unseres menschlichen Seins.

13) Warum pfurzet und rülpset Ihr nicht?

14) Diejenigen, die durch ihre Reden Ekel und Angst vor der menschlichen Körperlichkeit verbreiten, lästern Gott und beschämen sich selbst.

15) Ob AtheistIn oder Gläubige, nur wer sich selbst etwas nachlässt, kann auch anderen verzeihen.

16) Schuld lädt nur auf sich, wer anderen die eigene Lebensweise aufzwingt und ihre Freiheit und Selbstbestimmung nicht achtet.

17) Zwanghaftes Handeln, Selbstkasteiung und Selbsterniedrigung stehen jeder und jedem frei, solange sie oder er Gott und andere damit nicht behelligt.

18) Wer Solidarität und soziales Handeln abhängig macht von Glauben, Hautfarbe, Nationalität und vergleichbaren "Identitäts"-Merkmalen stellt sich sowohl gegen Gott als auch gegen einen rational kritischen Atheismus und ist weder gläubig noch ungläubig sondern ein Arschloch.

19) Niemand wird gezwungen ein Arschloch zu sein.

20) Du bist für Dein eigenes Tun verantwortlich.

21) Weder Päpste noch Vorgesetzte können diese Eigenverantwortung für das eigene Handeln außer Kraft setzen.

22) Die Selbsterniedrigung gegenüber Vorgesetzten und Mächtigen ist keine Tugend sondern ein Untugend, die gerade eben diese Mächtigen erst produziert.

23) Wer falsche Vorschriften und Gesetze befolgt handelt falsch.

24) Wer Anweisungen und Befehlen gehorcht ohne selbst nachzudenken und dem Falschen zu widersprechen, verrät nicht nur sich selbst sondern die Welt.

25) Kein Gen, kein Gott, kein Vaterland bestimmt Dein Schicksal.

26) Deine Biologie verbindet Dich mit der Welt, Du bist aber mehr als Deine Biologie.

27) Menschen sind keine biologischen Aufziehpuppen, sie haben die Freiheit sich Alternativen zum Bestehenden zu erträumen und diese Träume umzusetzen.

28) Nur ein Teilbereich der Realität ist naturwissenschaftlich fassbar.

29) Die Bedeutung von Worten wird weder durch ihre Gestalt noch durch ihre Materialität festgelegt, sie wird nicht durch ihre naturwissenschaftlich fassbaren Eigenschaften bestimmt. Ein und dasselbe Wort kann in unterschiedlichen Sprachen unterschiedliches bedeuten und unterschiedliche Worte dasselbe, unabhängig davon ob sie in Mamor gemeißelt oder in Sand geschrieben wurden.

30) Die Bedeutung der Worte bildet sich in einem gesellschaftlichen Zusammenhang, der Sprache, durch Menschen heraus und wird im Gebrauch weiterentwickelt und verändert.

31) Die Worte, die Sprache, dass in ihr Gedachte und Träume sind real, sie existieren in der Wirklichkeit als eben dies, Texte, Gedachtes und Träume, als Teil des Bereiches der Realität, der nicht durch die Natur festgelegt ist.

32) Auch Bedeutungszuweisungen, Sinnfindung und die Bestimmung eigener Ziele gehören dem Bereich der Realität an, der nicht durch die Natur festgelegt ist.

33) Als Mensch hast Du die Freiheit Dich frei zu entscheiden.

34) Deine Freiheit wird begrenzt durch die Unfreiheit der Gesellschaft und Deine eigene Beschränktheit.

35) Die größte Einschränkung liegt darin auf wenige Sichtweisen, Gedanken und Lebensweisen und Normen festgelegt zu sein.

36) Neue Gedanken, Sichtweisen und Lebensweisen entstehen in der freien Auseinandersetzung mit anderen Menschen.

37) Je mehr Menschen frei sind, um so größer ist die Freiheit für jede und jeden einzeln.

38) Die Freiheit der anderen ist die Voraussetzung Deiner Freiheit.

39) Aus religiöser Sicht ist die Freiheit des Menschen die Voraussetzung des Glaubens, der als Glauben nur existieren kann, solange die Freiheit zum Nichtglauben existiert.

40) Gläubige, die die Freiheit der Anderen einschränken, verraten den Glauben und offenbaren, dass sie in Wirklichkeit Ungläubige sind.

41) Nationalismus und Patriotismus sind Ersatzreligionen.

42) Du bist nicht Volk, Du bist ein Mensch unter Mitmenschen.

43) Jeder Glaube, der Menschenopfer fordert, basiert auf einer Lüge.

44) Menschenopfer sind ein Zeichen der Ohnmacht und nicht der Souveränität.

45) Nur Lebende können die Welt um ihre Ideen, Träume, Gefühle und ihr Tun bereichern.

46) Nur die Lebenden können der Welt einen Sinn geben.

47) Mit jedem Menschen, der stirbt, geht ein Stück Welt verloren.

48) Jede Opferung von Menschen nimmt der Welt ein Stück ihres Sinns.

49) Krieg ist die Gestalt gewordene Anbetung der Sinnlosigkeit.

50) Zwar ist der Tod notwendiger Teil unseres Lebens, als Teil einer Welt, die immer gleichzeitig vergeht und wird, und die nur dadurch durch uns gestaltbar ist, für Mord und Totschlag ist dies aber keine Legitimation.

51) Menschenrechte müssen weder von Gott noch aus der Natur begründet werden, sie beruhen auf unserer bewussten Entscheidung für die Menschlichkeit und für eine freie Welt zu kämpfen, in der das Recht auf körperliche Unverletzlichkeit durch alle respektiert wird.

52) Gerade weil die Menschenrechte nicht natürlich selbstverständlich sind, der Mensch nicht unverletzlich ist, ist die normative Festlegung wichtig, sie als unaufhebbar zu setzen, als unter keinen Umständen aufhebbare Geburtsrechte jedes Menschen.

53) Auch die Religion hat die Grundrechte jedes Menschen zu respektieren, sie sind gegenüber religiösen Setzungen vorrangig.

54) Die sexuelle Selbstbestimmung ist Teil der Menschenrechte.

55) Zuschreibungen auf Grund des Geschlechts sind menschliche Setzungen, höhere Instanzen, Gott, Naturgesetze dienen nur als Ausrede, derjenigen, die ihre Sichtweisen mit Zwang durchsetzen wollen und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung nicht akzeptieren.

56) Gott hat keine Angst vor sexuell aktiven Frauen, Kleriker hingegen schon.

57) Geistliche vieler Religionen fordern die Unterdrückung schwuler und lesbischer Sexualität als wider die Natur.

58) Die Natur des Menschen besteht im Kern in der Unabhängigkeit von Natur.

59) Natürliches Verhalten von Menschen zeichnet sich durch Unnatürlichkeit aus.

60) Schwule und lesbische Sexualität als unnatürlich zu bezeichnen, weist schwule und lesbische Sexualität als der Natur des Menschen entsprechend aus.

61) Die Liebe zwischen Menschen gleichen Geschlechts und ihr sexuelle Vereinigung als Sünde zu denken hat viel mit den sexuellen Tabus und Ängsten menschlicher Gesellschaften aber nichts mit Gott zu tun.

62) Unabhängig davon, ob Gott existiert oder nicht, die Bibel, der Koran und andere heilige Schriften wurden von Menschen geschrieben.

63) Das Wort Gottes durch den Mund eines Menschen zu offenbaren generiert vergleichbare Probleme wie das Fädeln eines Kamels durch ein Nadelöhr.

64) Die heiligen Schriften sind Texte, die das Denken der Zeit ihrer Niederschrift widerspiegeln.

65) Wenn unter lauter Männern nicht eine Prophetin genannt wird, ist dies nicht Gott sondern der Ignoranz patriarchaler Gesellschaften gegenüber Frauen zuzuschreiben.

66) Menschen, die die Bibel, den Koran oder andere heilige Texte benutzen um ihre Sichtweise als Wort Gottes durchzusetzen, betreiben Gotteslästerung, da sie sich an die Stelle Gottes setzen.

67) Menschen, die glauben, die Welt in mathematische Formeln und Berechnungen fassen zu können, ignorieren die Erkenntnisse der Mathematik und Naturwissenschaften über ihr eigenen Erkenntnisgrenzen.

68) Der Glaube an die technokratische Beherrschbarkeit der Welt ist durch die Empirie hinreichend widerlegt.

69) In ihrer Hybris gleichen sich die TechnokratInnen der Naturwissenschaften mit den FundamentalistInnen des Glaubens.

70) Egal wie viel Wissen wir anhäufen, wissen wir nur eins mit Sicherheit, dass wir unendlich wenig wissen.

71) Nichtabzählbar unendliche Mengen, die in der Mathematik existieren, sind als menschliche Vorstellungen Teil der Realität der Welt.

72) Die Welt ist nicht abzählbar unendlich.

73) Die Widerspruchsfreiheit mathematischer Theorien über nicht abzählbar unendliche Realitäten ist nicht beweisbar.

74) Die Widerspruchsfreiheit naturwissenschaftlich mathematischer Theorien über die Welt ist nicht beweisbar.

75) Im Angesicht der Unendlichkeit der Welt umfasst unser empirisches Wissen nur einen unendlich kleinen Bruchteil der Welt.

76) Für Gläubige gebietet der Respekt für die Schöpfung einen sorgsamen Umgang mit ihr, für AtheistInnen ergibt sich die selbe Schlussfolgerung aus ihrem Wissen um ihr Nichtwissen.

77) Wenn Gott beweisbar wäre, müsstest Du nicht glauben.

78) Die Unbeweisbarkeit Gottes ist die Voraussetzung des Glaubens.

79) Gläubige, die Gott zu beweisen versuchen, glauben nicht.

80) Die Herausforderung des Glaubens besteht darin, dass er Glauben erfordert.

81) Unabhängig vom Glauben an Gott, kann eine Gesellschaft nur bestehen wenn ich an meine Mitmenschen glaube.

82) Die Funktionsweise einer Gesellschaft basiert in ihrem Kern nicht auf Normen oder Gesetzen sondern auf der Bereitschaft zur gegenseitigen Rücksichtnahme.

83) Die Entwertung des Prinzips der gegenseitigen Hilfe zerstört die Gesellschaft in ihrem Kern.

84) Jeder Mensch ist auf die Unterstützung anderer Menschen angewiesen um zu leben.

85) Der Ausschluss von Menschen aus dem Recht auf Erfüllung der Grundbedürfnisse schließt diese Menschen aus der Menschheit aus.

86) Der Ausschluss von Menschen aus der Menschheit ist weder durch Religion noch durch Naturwissenschaft zu legitimieren, er ist ein Verbrechen.

87) Die individuelle Freiheit setzt die Freiheit von Not voraus.

88) Es gibt keine individuelle Freiheit ohne Aufhebung der Sorge um die Erfüllung der Grundbedürfnisse.

89) Die Marktvermittlung mit der ihr eigentümlichen Monopolisierung von Lebensmöglichkeiten steht der Freiheit des Individuums entgegen.

90) Die Befreiung des Menschen erfordert die Überwindung des Kapitalismus.

91) Der Weg zur Befreiung ist eine offene Frage.

92) Wissenschaft und Religion kennen keine Fragen, die nicht gestellt werden dürfen.

93) Die Rationalität der Wissenschaften beweist sich in der Bereitschaft zur Infragestellung.

94) Der Glaube zeigt sich in der Toleranz gegenüber Andersgläubigen und Ungläubigen.

95) Nur wer selbst an seinem Glauben zweifelt fürchtet die Infragestellung.


Gruppe gewaltfreier AnarchistInnen Hannover - graswurzelrevolution - 95 Thesen - Alternativen zu Martin Luther


- Die 95 Thesen Martin Luthers und weitere Thesensammlungen zum Lutherjahr -


- Die 95 Thesen von Martin Luther -
Luthers Thesen auf der Seite der EKD.

- 94 Thesen - die Reformation radikalisieren - provoziert von Bibel und Krise
Seit 2012 arbeiten in einem weltweiten Diskussionszusammenhang Theologinnen und Theologen - vorwiegend lutherische, aber auch reformierte, mennonitische, anglikanische und methodistische -, die sich zu einem noch andauernden Projekt zusammengefunden haben, um die biblischen Wurzeln und gegenwärtigen Herausforderungen reformatorischen Denkens neu zu bedenken. Die ungezügelte Zerstörung menschlichen wie nicht-menschlichen Lebens in einer vom totalitären Diktat des Geldes und der Gier, des Marktes und der Ausbeutung regierten Welt erfordert eine radikale Rückbesinnung auf die biblische Weisung, wie sie auch am Beginn der Reformation stand. Das herrschende Wirtschaftssystem, gestützt durch imperiale politische Machtapparate, betreibt den Ausverkauf der Erde, des Menschen und der Zukunft unserer Kinder.





















      
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